Maxoom | Psychedelic Blues Rock

Kein Funken von Wehmut
Letzte Live-Schicht in Michael Ivans Essbar mit der Band Maxoom.

 

LAHR. Am kommenden Wochenende ist Kehraus in der Essbar im Schlachthof, Pächter Michael Ivan hört nach drei Jahren auf. Am Mittwochabend waren zum letzten von insgesamt rund 150 Live-Schicht-Konzerten unter seiner Regie noch einmal viele Zuhörer voll auf ihre Kosten gekommen. Maxoom, nach eigenem Bekunden „Germany‘s best freakish blues rock band“ ließ es noch einmal so richtig krachen. Laut und schön war’s.

 

Die Veranstaltungsreihe am Mittwochabend hatte Michael Ivan von Vorgänger Joel Goedtler übernommen. Ob der Jour fixe für Freunde der Live-Musik erhalten bleibt, ist ungewiss, die Nachfolge in der Schlachthof-Gastronomie ist noch nicht geklärt. Für Michael Ivan ist am Wochenende jedenfalls erst einmal Schluss mit der Essbar. Ganz kehrt er aber der Gastronomie nicht den Rücken: Ivan gehört zum Veranstalterteam der regionalen Bar Street Festivals, bei dem vom 6. bis 8. Oktober rund 20 Foodtrucks auf dem Lahrer Rathausplatz haltmachen werden.

 

Doch bevor Ivan endgültig die Tür der Essbar hinter sich zuschließt, hatte er nochmal einen richtigen Kracher eingeladen. Maxoom steht für 1960er-Jahre-Psychedelic-Rock mit Jimi Hendrix als Leitfigur. Endlich mal wieder eine Band mit einem echten Bühnenoutfit, denkt man sich, als Gitarrist und Sänger Bernhard Justus und Schlagzeuger Sven Lück mit bunten Hemden, Schlaghosen und Stirnbändern die kleine Bühne besteigen. Bassist Daniel Verdier kommt mit Tweedkappe gediegener daher. Man sieht, dass er nicht Teil der Originalbesetzung ist, hört es aber nicht. Auf sechs Saiten schafft er den Spagat zwischen Rhythmus und Melodie, trägt wesentlich zum mitreißenden Soundtrack der Woodstock-Ära bei – auf musikalisch eher höherem Niveau als die Altvorderen. Drummer Lück braucht sich ebenfalls nicht zu verstecken, er spielt mit viel Drive, steigert sich in die Songs rein, liefert vor allem zum Schluss hin jeweils regelrechte Explosionen ab, die dem geneigten Rockfan aus dem Herzen sprechen. Statt verachtungswürdiger Fade outs wird hier jeder Song hochgeschraubt und zuweilen krachend, zuweilen mit ironischem Nachklapp bis zum letzten Ton rausgehauen, wie es sich gehört. Und dann der Frontmann an der Stratocaster, der alles gibt, um eine gute Show zu machen – auch wenn dafür auf der kleinen Eckbühne fast kein Platz ist.

 

Macht nichts, dann geht man halt ins Publikum, reibt die Saiten an einer der Metall-Säulen, springt auf einen Stuhl, spielt über Kopf und auch mal mit den Zähnen und singt und improvisiert sich die Seele aus dem Leib bei Hendrix-Hits wie „Foxy Lady“, „Stone free“ oder „I’m 18“ von Alice Cooper. Wenn die Rolle als Hippie gespielt ist – was man als Zuhörer insgeheim hofft – ist sie wahnsinnig gut gespielt. Authentisch kommt das alles rüber, da lässt sich einer wirklich wegtragen von seinen eigenen Improvisationen, da werden Covers nicht möglichst originalgetreu runtergespielt, sondern die Musik und die Ära in fast kindlicher Begeisterung gefeiert. Kein Funken von Wehmut am letzten Live-Schicht-Abend, sondern einfach nur gute Stimmung. „Let the good times roll“ – hoffentlich nicht zum letzten Mal.

 

Quelle: Badische Zeitung | Artikel als PDF

Autor: Juliana Eiland-Jung
Foto: Heidi Fössel